Dating und Männergesundheit: Stärkende Impulse zum Awareness-Monat November

5 STÄRKENDE IMPULSE FÜR MÄNNER 50+

Jede Lebensphase hat so ihre Herausforderungen. Die Psychologie spricht von sogenannten Entwicklungskrisen, was so viel heißt wie: Es geht um Entwicklung von Fähigkeiten und Kompetenzen, fühlt sich aber nicht schön an. Für Männer ab 50 geht es in der Regel darum, mit den körperlichen Veränderungen klarzukommen und Beziehung(en) neu zu gestalten. Verrückterweise sind die Herausforderungen ähnlich wie in der Pubertät, aber mit dem Vorteil von vielen Jahren Lebenserfahrung mehr.

Der November steht seit 2003 im Zeichen der Männergesundheit. Besonders beim Dating kann es allerdings herausfordernd sein, persönliche Themen anzusprechen. Körperliche oder seelische Veränderungen sollten kein Tabu sein – weder für uns selbst, noch für potentielle Partner*innen. Darum: Lasst uns über Dating und Männergesundheit sprechen. Gemeinsam mit Michael Sztenc – Diplom-Psychologe, Paar-und Sexualtherapeut und Experte für männliche Sexualität, hat Zweisam spannende Impulse zu Dating und Männergesundheit zusammengestellt, die Wissen vermitteln und bestärken sollen, die spannende Lebensphase 50+ aktiv für sich zu gestalten.

INSIGHT 1: WISSEN BEDEUTET SOUVERÄNITÄT

„Wissen ist Macht“, sagt eine Redewendung. Das heißt im Umkehrschluss: „Unwissenheit kreiertUnsicherheit“. Gerade bei Männern steigen im Alter die Risiken für einige spezifische Gesundheitsfaktoren und Krankheiten, wie z. B. Prostata- oder Hodenkrebs, aber auch Herzinfarkte. Durch regelmäßige Vorsorge lassen sich Risiken und mögliche Krankheitsanzeichen frühzeitig erkennen und behandeln. Ärzt*innen und Expert*innen sind hier deine Verbündeten, die dich in dieser Zeit begleiten. Der körperliche Zustand im medizinischen Sinne ist die eine Seite der Medaille. Auf der anderen geht es um die Frage: Wie erlebt sich man(n) mit und in seinem Körper. Wie wird der eigene Körper erlebt und belebt? Wie wird er wahrgenommen und ernstgenommen? So gibt es Menschen – jeden Geschlechts – die trotz körperlicher Einschränkungen sehr zufrieden leben, und auch das Umgekehrte: körperliche Gesundheit bei kompletter Unzufriedenheit.

Zentrale Fragen: Was weißt du über dich? Wie ist dein körperlicher Zustand im medizinischen Sinne? Und wie erlebst du dich als Mann?

INSIGHT 2: VERÄNDERUNGEN ALS CHANCE

Dass Frauen in die Menopause kommen, ist bekannt. Doch auch Männer erleben eine hormonelle Veränderung im Alter: die Andropause. Dabei fällt der Testosteronspiegel ab und dies kann Auswirkungen auf Stimmung, Begehren und andere Aspekte des psychischen Erlebens haben. Die Symptome und Auswirkungen können sehr unterschiedlich sein – meist nehmen Männer ab 50 unterschiedliche Veränderungen wahr, die erstmal ungewohnt sein können und herausfordern. Die Aufgabe besteht darin, einen alten Zustand loszulassen, was sehr traurig machen kann, und einen neuen zu gestalten, was sehr lustvoll sein kann. Wenn es gelingt, die Veränderungen in verschiedenen Lebensbereichen als Chance zu begreifen und die unschönen Gefühle – die leider auch dazugehören – zu nutzen, um die eigenen Werte und Wünsche zu überprüfen, kann die Lebensphase ab 50 eine Zeit voller Lebendigkeit und Kreativität sein und mit vielen schönen Überraschungen einhergehen.

Zentrale Fragen: Wovon musst du dich verabschieden? Wie gehst du damit um? Was würdest du gerne entwickeln? Was brauchst du dafür?

INSIGHT 3: RESET FÜR DAS SEXLEBEN

Laut Zweisam Report 2023 ist 57 %* der Männer über 50 Sex in einer Beziehung besonders wichtig. Doch mit zunehmendem Alter verändert sich auch die Sexualität. Viele Männer sind verunsichert durch das Phänomen, dass sie länger brauchen, bis sie sexuell erregt sind und eine Erektion bekommen. Dazu kommt das Gerücht, dass die sexuelle Lust im Alter zurückgeht … huh, das macht vielen Sexstress. Aber das ist nur ein Gerücht! Viele Menschen erleben ihre sexuelle Hoch-Zeit ab 50, weil sie mit ihrer Lebenserfahrung den Mut finden, sich Sexualität nach eigenen Maßstäben zu gestalten und nicht mehr irgendwelchen Ansprüchen hinterher zu turnen. Dazu muss man(n) natürlich wissen – oder herausfinden – was man(n) will!

Zentrale Fragen: Wozu machst – bzw. hast – du Sex? Worum geht es dir in deiner Sexualität „wirklich“? Welche Rolle spielen Erektion, Orgasmen und Leistung dabei?

INSIGHT 4: GEMEINSAM IN DIE NÄCHSTE LEBENSPHASE

49 %* der Männer stellen bei der Befragung von Zweisam fest, dass ihnen ein*e geeignete*r Partner*in für gemeinsame Unternehmungen fehlt. Wie schön, wenn klar ist, dass das Leben gemeinsam mehr Spaß machen würde. Werde aktiv: Neue Menschen beim Dating kennenzulernen, ist an sich schon spannend und bereichernd – und wenn dabei der/die neue Partner*in für gemeinsame Momente oder sogar Jahrzehnte dabei ist, umso besser! Das Leben in Phasen zu sehen, ist für die meisten Menschen sehr hilfreich. Schlechte Phasen haben zum Glück ein Ende, die guten leider auch. Umso wichtiger, die guten Zeiten in vollenZügen zu genießen und sich nicht mit den Banalitäten des Alltags zu beschweren. Und so, wie geteiltes Leid halbes Leid ist, ist geteiltes Glück ein doppeltes!

Zentrale Fragen: Wie gut gelingt es dir, den Augenblick zu leben? Das berühmt-berüchtigte Hier-und-Jetzt zu genießen, wenn es schön ist, oder, wenn es gerade nicht so schön ist, auch nicht zu befürchten, dass es auf alle Ewigkeit so bleibt?

INSIGHT 5: IM TEAM INTIM

Eine Definition von Intimität ist, sich jemandem zu zeigen und eine positive Resonanz darauf zu bekommen. Das muss nicht zwangsweise in einer Liebesbeziehung sein, das geht auch mit guten Freund*innen – oder beim Daten. Jedenfalls braucht es dazu zwei (oder mehr), also jemanden, der sich offenbart, und jemanden, der*die darauf reagiert. In der von Zweisam beauftragten Umfrage steht Ehrlichkeit für 76 %* der Männer und 85 %* der Frauen an erster Stelle, wenn es um die wichtigste Voraussetzung in einer Beziehung geht. Je ehrlicher die Mitteilung ist, desto größer die Chance, richtig verstanden – und gesehen – zu werden. Die Kehrseite soll nicht verschwiegen sein: umso größer das Risiko, nicht gesehen und verletzt zu werden. Intimität ist nichts für Feiglinge, heißt es. Hilfreich ist dieFähigkeit, auf sich aufpassen und sich schützen zu können. Das heißt fürs Daten eine gute Balance zu finden zwischen Risiko und persönlicher Komfortzone.

Zentrale Fragen: Was machst du aus deinenLebenserfahrungen? Gehst du das Risiko eines ehrlichen und offenen Austausches ein oder bleibst du misstrauisch in deiner Komfortzone?

3 TIPPS VON MICHAEL SZTENC FÜRS DATING 50+

1. In meiner Praxis hängt eine Postkarte mit dem Spruch: „Sei wer du bist, irgendwann kommt es sowieso raus“. Klar willst du beim Daten erstmal einen guten Eindruck machen – aber fürs „Vortäuschen falscher Tatsachen“ bist du – sorry, wenn ich es so deutlich sage – einfach zu alt. Macht keinen Sinn, rächt sich ziemlich bald und ist total anstrengend. Statt um Superlative geht es um realistische Selbsteinschätzungen und kompetente Umgangsweisen mit den eigenen Stärken, Grenzen und Verletzlichkeiten. Denke daran, dass dein Gegenüber ebenfalls schon einiges an Lebenserfahrung hinter sich hat. Mit den Höhen und Tiefen, die dazugehören. Und eben auch mit der Vorsicht und Behutsamkeit unterwegs ist, die sich daraus entwickelt hat – und der Lust auf neue, andere Erfahrungen.
2. Bester Schutz vor Enttäuschungen: Keine Erwartungen. Huh, erwartungsfrei und absichtslos in ein Date gehen – klingt gut, oder? Ich wünsche es dir und gleichzeitig will ich dir zurufen: Vergiss es! Es gibt quasi immer irgendwelche Erwartungen. Drum mach dir klar, welche du mitbringst. Was sind deine Must-Haves – und was sind deine No-Gos? Nutze deine Lebenserfahrung und schau dir an, wie du bisher Beziehungen gestaltet hast. Lerne aus den alten Fehlern, bewahre deine Stärken und probiere Neues aus.
3. Sei neugierig und spielerisch. Neugierig sein bedeutet, nicht zu wissen, was kommt und sich darauf einzulassen. „Leider“ musst du dafür auf ein Stück Sicherheit (durch Vorhersehbarkeit) verzichten. Überraschungen willkommen zu heißen, ist eine spannende Angelegenheit. Eine Grundhaltung beim Spielen ist z. B. Fehlerfreundlichkeit. Sei großzügig mit dir und mit deinem Gegenüber. Jemanden neu kennenzulernen, ist eine spannende Sache. Im Eifer des Gefechts passiert da eine Menge Unvorhergesehenes – und manchmal auch Peinliches. Humor hilft an dieser Stelle. Zu einem Spiel gehören auch Regeln, die die Grenzen der Begegnung festlegen. Achte auch auf deine Grenzen und auf die deines Gegenübers. Wenn du merkst, dass etwas nicht passt, nimm dein Gefühl ernst und handle entsprechend.

* Die verwendeten Daten beruhen auf der von Zweisam beauftragten Online-Umfrage der YouGov Deutschland GmbH, an der 909 Personen über 50 Jahren zwischen dem 10.08.2022 und 17.08.2022 in Deutschland teilgenommen haben.

Über Michael Sztenc:  Michael Sztenc ist Diplom-Psychologe, Paar- und Sexualtherapeut, Klinischer Sexologe iSi und Autor. Der Experte für Embodiment und Sexologie betreibt eine eigene Praxis für Paar- und Sexualtherapie, ist Gastdozent für Klinische Sexologie an der Hochschule Merseburg und bildet angehende Sexualtherapeut*innen aus.